Die Neonatologie befasst sich als ein Spezialbereich der Kinder- und Jugendmedizin mit den typischen Erkrankungen von Neugeborenen und mit der Behandlung von Frühgeborenen.
Ab der 23. Schwangerschaftswoche sind Frühgeburten lebensfähig, wenn die Neugeborenen ein Geburtsgewicht von etwa 500 Gramm haben. Etwa die Hälfte der zu diesem Zeitpunkt geborenen Kinder überlebt.
Die Überlebenschance steigt mit jeder Woche, in der 28. Woche liegt sie bereits bei über 90 Prozent. Durch eine sich immer verbessernde Versorgung von Früh- und kranken Neugeborenen ist die Sterblichkeit deutlich zurückgegangen. Durch ein „sanftes“ und wachsames Management ist das hohe Risiko für Langzeitschäden wie z. B. Seh- und Hörbehinderungen, Entwicklungsstörungen oder Lungenprobleme geringer geworden.
Das Wissen und die handwerklichen Fähigkeiten zur Behandlung dieser Patienten wurde früher durch Bedside Teaching, praktische Anleitung bei der Versorgung Neu-Frühgeborener durch erfahrene ÄrztInnen und Literatur erworben. Seit einigen Jahren gibt es Patientensimulatoren (“Trainingspuppen“), an denen geübt werden kann. Denn die Versorgung eines kritisch kranken Früh-oder Neugeborenen ist selbst für erfahrene Neonatologen immer wieder eine große Herausforderung. In diesen seltenen Notfallsituationen braucht man größte Routine zur Umsetzung der entscheidenden lebensrettenden Maßnahmen.
Mit Unterstützung von GECKO e. V. hat das CKO einen Patientensimulator zum Training der ÄrztInnen auf der neonatologischen Station erworben.
„Mit einem Gewicht von nur 1.095 g und einer Länge von 35 cm ist Paul der kleinste high-end Patientensimulator weltweit. Auf der Grundlage von MRT-Daten echter Frühgeborener
wurde für die Entwicklung von Paul die Anatomie eines Frühgeborenen der Schwangerschaftswoche 27 + 3 nachgebildet. Seine dadurch hochrealistische äußere und innere Anatomie macht ein Simulationstraining für die Routine- und Notfallversorgung von extremen Frühgeborenen auf einem bisher nicht gekannten Niveau möglich.“ (SIMCharacters, https://simcharacters.com)
So können schwere Erkrankungen wie zum Beispiel eine generalisierte Entzündung, Sepsis, ein Sauerstoffmangel auf Grund der unreifen Lungen, die Folgen von schweren Herzfehlern, im Grunde genommen fast das ganze Spektrum von Komplikationen bei kranken Früh- und Neugeborenen simuliert werden.
Wir konnten ein Team bei einem Simulationstraining beobachten. Eine erfahrene Intensivschwester und ein Neonatologe hatten sich ein Szenario überlegt. „Paul“, der Patientensimulator, war ein Frühgeborenes aus der 29. Schwangerschaftswoche. Er war 10 Tage alt und altersentsprechend stabil.
Die auszubildenden Kinderkrankenschwestern bekamen dann die Anweisung, die Stationsärzten zu rufen, weil sich das Kind auffällig ruhig und schlapp verhielt und eine schwankende Herzfrequenz zeigte. Veränderungen wie z. B. die Herz- und Atemfrequenz sowie die Sauerstoffsättigung im Blut kann vom Laptop der Trainer gesteuert werden. Die Veränderungen der Parameter sehen die Auszubildenden auf einem Monitor, wie er bei jedem Intensivbett zu finden ist. Die Ärztin untersuchte das Kind und hat dann entsprechende Maßnahmen besprochen und angeordnet. Die Trainer konnten dann eine Verschlechterung des Kindes simulieren, in diesem Fall stieg die Herzfrequenz und der Sauerstoffgehalt im Blut nahm ab, das Frühgeborene bekam eine bläuliche Hautfarbe, Zyanose. Das Kind musste dann vorübergehend mit Maske beatmet werden und es wurde Sauerstoff zugeführt.
Die durchgeführten Reaktionen auf die Verschlechterung des Frühgeborenen waren fachlich korrekt, das Trainerteam programmierte dann die schrittweise Stabilisierung des Kindes.
Am Ende lautete die Diagnose: Bakterielle Infektion, beginnende Sepsis.
Am Schluss der Simulation gab es eine Nachbetrachtung, alle Beteiligten sahen kritisch auf ihr Handeln und berichteten auch, wie emotional selbst eine solche Übung sein kann.
Das Training hat uns sehr beeindruckt. Es war nah an realen Situationen und wird zukünftigen jungen ÄrztInnen viel mehr Sicherheit bei Notfällen und anderen schwierigen, teils auch hoch emotionalen Situationen vermitteln können.